Brauche ich einen Lehrer um meditieren zu lernen?

Diese Frage wird mir ganz oft gestellt: Brauche ich einen Lehrer um meditieren zu lernen? Genügt es nicht, die Techniken alleine Zuhause zu üben und durchzuführen?

Meine Antwort ist meistens eine Gegenfrage: Brauchst du einen Lehrer um Klavierspielen zu lernen?

In beiden Fällen kann die Antwort nein heißen.

Sicher kannst du dir alleine Zuhause Klavierspielen beibringen, du kannst Noten lernen, dir Tonaufnahmen anhören und dann üben, üben, üben. Genauso kannst du auch alleine Zuhause Meditation lernen. Es gibt inzwischen unendlich viele Meditationen im Internet in Büchern, Apps oder auf CD. Auch ich habe einige Meditationen ins Internet gestellt. Hier heißt es dann üben, üben, üben.

In beiden Fällen kann die Antwort aber auch ja heißen.

Mit jemanden, der sich auskennt und den Weg schon voraus gegangen ist, wirst du einfacher und schneller dein Ziel erreichen. Ich kenne keinen Profi aus der Musik oder dem Sport, der ohne Lehrer das geworden wäre, was er ist.

So verhält es sich auch bei der Meditation. Hier ist es sogar noch wichtiger, denn die Lehren auf dem Weg der Meditation sind -darf ich sagen- mysteriöser. Sie sind mit dem normalen, rationalem Wissen nicht zu erfassen. Der Lehrer aber ist in dieser für den Verstand unerklärlichen Welt der Meditation zuhause. Hier kennt er sich aus, weil er die Lehren in seiner langen Praxis bereits erforscht hat. Aus dieser Erfahrung heraus gibt er dir Tipps, wichtige Hinweise, gezielte individuelle Übungen und hilft dir bei Schwierigkeiten weiter.

Das ist auch der Unterschied zu Büchern oder Meditationen auf CD. Diese sind immer sehr allgemein gehalten und erkennen deine individuellen Schwierigkeiten nicht. Sie sind außerdem in ihrer Tiefenwirkung begrenzt und dienen deshalb als einen guten Einstieg oder eine weitere begleitende Übungsform nach einem Seminar oder einer Beratung.

Der Lehrer aber erkennt in der persönlichen Auseinandersetzung (für gute Lehrer auch live über Skype z.B. möglich), in der gemeinsamen Meditation deine individuelle Situation und wird dir nicht nur deine Fragen konkret beantworten, sondern gleich mit dir Blockaden auflösen und dir den entsprechenden Energieraum zur Verfügung stellen. Dir bleiben viele Irrwege und viel Zeit erspart.

”Methoden funktionieren ohne einen Meister nicht, denn die Meditationstechniken sind nicht so entscheidend wie der Meister selbst. In den Händen eines Meisters wird eine ganz gewöhnliche Methode aufgrund seines Bewusstseins außergewöhnlich wichtig.“ (Osho)

Also du siehst, ein Lehrer ist gerade in der Meditation außerordentlich wichtig.

Wir sollten uns mit der Frage „Wie du deinen Lehrer findest?“ beschäftigen.

Es gibt ein sehr altes, ungeschriebenes Gesetz auf dem spirituellen Weg, das besagt: Wer einen Lehrer sucht, der wird zu ihm geführt. Deine Aufgabe als Schüler ist es, ihn in der Tiefe seines Herzens zu erkennen.

Doch sei achtsam bei deiner Suche. Die Verführung ist groß. Vor allem in der heutigen Zeit, wo Meditation und Spiritualität modern geworden sind und voll im Trend liegen. Zu leicht lassen sich Menschen beeindrucken von äußeren Erscheinungen, oberflächlichen Gesten und großen Worten. Sie geraten dann nicht selten in eine blinde Verehrung oder schlimmer noch in eine unkritische Ergebenheit.

Du findest deinen Lehrer nur mit deinem Herzen. Er wird dich in deinem Herzen berühren, mit seinen Worten oder seinen Texten, in seinen Meditationen oder durch seine Handlungen. Er wird dabei nicht laut sein.

Für deine Suche musst du nicht unbedingt zu einem Guru nach Indien reisen.

Du findest auch in deinem eigenen Kulturkreis Menschen, die weise und ausgezeichnete Lehrer sind. Ich kann mit Gewissheit sagen, dass die meisten spirituellen Indienreisen eher eine Flucht vor dem Alltag sind. Doch das kann nie der richtige Weg sein.

Die beste spirituelle Entwicklung machst du Zuhause in deinem Alltag.

Hier finden die großen Lehren des Lebens statt. Deshalb prüfe, was dich nach Indien/Tibet/Peru usw. führt, ist es ein Ruf in deinem Herzen – dann folge ihm. Fliehst du vor Situationen, Entscheidungen, Stress oder dir selbst in deinem Alltag – dann bleibe. Unbedingt.

Bitte verstehe mich nicht falsch, ich spreche hier nicht von Yogareisen, Entspannungs- oder Heilungsfahrten, ich spreche in diesem Beitrag tatsächlich von der Suche nach einem Lehrer, der dich über längere oder lange Zeit darin unterstützt, dich selbst in der Tiefe deines Wesens zu finden. Ich spreche von der Sehnsucht einer wirklichen Entfaltung und ein Ankommen in deinem Sein und deinem Potential, durch das du deinen Beitrag für diese Welt leben kannst. Zugegeben, dieser Weg ist kein leichter, doch er schenkt dir tiefe Freude, Liebe und Weisheit.

Deine Suche nach einem Lehrer ist tief verbunden mit dem Ziel deiner Meditation.

Wenn du meditierst, um Entspannung zu finden, dann würde ein normaler Trainer, ohne eigene tiefere Erfahrung genügen. Traumreisen, Geschichten vorlesen, autogenes Training, Achtsamkeitsübungen usw. selbst Übungen in vielen Yogaschulen sind keine wirklichen Meditationen auch wenn sie als solche bezeichnet werden. Doch das soll nicht das Thema dieses Textes sein.

Ein Lehrer kann für dich Unterstützung sein, wenn du eine Sehnsucht nach wahrer Verwirklichung in deinem Herzen trägst. Wenn du erfahren willst, wer du in deiner Ganzheit bist, wer du als Wesen mit all deinem Licht und deiner innewohnenden Göttlichkeit bist.

Dein Lehrer weist dich auf Schätze hin, die in deinem Inneren verborgen sind.

Er wird dich lehren, wie du dein Potential wiederfindest und anwenden kannst. Er gibt dir einen Hilfe zur Selbsthilfe. Dies geschieht mit und auch ohne Worte. In einer inneren Verbundenheit, einer stillen inneren Kommunikation.

Das bedeutet du musst deinem Lehrer vertrauen.

Gleichzeitig sei dir bewusst, dass du selbst es bist, der deinen Weg gehen muss. Eine Entwicklung kann also nur stattfinden, wenn beide Seiten mitwirken, denn spirituelles Wachstum entsteht durch Vertrauen und Inspiration und zugleich durch eigenes Bemühen und Umsetzen.

Ein guter Lehrer wird dich dabei nie unter Druck setzen oder dich zu etwas drängen, was du nicht willst. Es braucht auch keine beschränkenden Dogmen. Ein guter Lehrer verspricht dir nicht die Erlösung oder behauptet gar nur seine Lehre bzw. sein Weg sei der einzig wahre und richtige. Er wird sich nicht selbst in den Vordergrund drängen oder von dir verlangen, dass du ihn vergötterst. Ich kennen auch keinen wahren Lehrer, der von sich behauptet würde, er sei erleuchtet.

Deshalb sei wachsam bei deiner Wahl. Behalte im offenem Herzen auch immer deinen gesunden Menschenverstand.

Vergiss nicht, es ist dein Weg.

Auch von mir kann ich sagen, dass ich letztlich nur durch meinen Lehrer die Tiefe des Bewusstseins in der Meditation erreicht habe. Alleine wäre das nie gegangen, schon aufgrund der eigenen Betriebsblindheit nicht. Aber vor allem hätte ich nie gewusst, wo ich suchen muss. In der Rückschau würde ich sagen, mein Lehrer hat mir dabei geholfen, meine geistige Armut zu überwinden. Er hat mir auf meinem Weg Tore geöffnet, durch die ich Fähigkeit entwickeln konnte, mein Licht zu erkennen. Seine uneingeschränkte Liebe hat mir Mut geschenkt, mein eigenes Potential auszugraben und an die Oberfläche zu bringen. Die Lehre des Kan Yu ist u.a. daraus entstanden.

Seit vielen Jahres bin ich selbst Lehrerin und unterstütze Menschen darin, sich als ganzes Wesen zu erkennen und in Liebe zu offenbaren, denn nur die Liebe schenkt Freude, Weisheit und wahren Frieden.

So sind wir alle unterwegs auf unserem Weg, fortwährend gleichzeitig als Lehrende und Lernende.

In tiefer Dankbarkeit an meinen Lehrer Agni.

Deine Kun Ya

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